Mittwoch, 17 Februar 2010#

Kurzurlaub am Long Beach

​12. bis 16. Februar

Am 12. Februar setze ich mittags mit der Fähre rüber auf die Insel Koh Chang. Dort angekommen schlage ich meinen Weg Richtung Ostküste ein. Die Westküste ist mir mit den vielen Hotels und Diskotheken sehr suspekt. Außerdem ist übermorgen chinesisches Neujahrsfest und laut Auskunft meiner Guesthouse-Mutter die Hölle los - wahrscheinlich sind alle Hotels ausgebucht.

Frohen Mutes, auf der Ostküste dennoch eine gemütliche Unterkunft zu finden, trete ich die ersten Hügel hoch zur Südspitze. Dort ist auf der Karte sogar eine Tauchflagge eingezeichnet. Vielleicht ist ja mal endlich ein Tauchgang drin!

Die Straße ist super ausgebaut, aber sehr hüglig. Es ist etwas schwüler als auf dem Festland, aber durchgehend grün und interessant.

Mit einem Mal wird die Straße zur kleinen Gasse durch ein Dörfchen. Die Nähe zur Bevölkerung nimmt zu und ich kann oft direkt in die offenen Holzhütten reinschauen. Viele Kinder und Hunde spielen auf der Straße und Musik liegt in der Luft. So richtig Thailand, denke ich bei mir, als sich wie ein Hammerschlag ein Schild vor mir auftut: Thai-German: Unterkunft saubillig! Ich traue meinen Augen kaum und muss vor lachen vom Rad steigen.

Eine Thailänderin kommt aus dem Haus und schaut mich verblüfft an. Dann lachen wir beide.

Kurz darauf sitze ich unter dem Sonnenschirm und schenke mir ein gepflegtes, dunkles Hefeweizen ein. Ein Traum.

Leider ist die Unterkunft weder saubillig noch ruhig. Draußen bellen nachts die Hunde, das Moskitonetz ist löchrig wie ein Fischernetz und um 6 Uhr in der Früh zündet der Feuerwerksmeister vom Dorf die erste Matte Böller - vor meinem Fenster. Ich stehe senkrecht im Bett und bin schlagartig wach. Frohes Neues!

Das zünftige Frühstück entschädigt die Strapazen etwas, dennoch verlasse ich den verträumten Ort und fahre wieder ein Stück zurück. An der nächsten Wegkreuzung biege ich dann zum Long Beach ab. Dort gibt es unter anderem ein Denkmal, das ich mir als Zielpunkt für die heutige Etappe ausgesucht habe.

Mein Plan wird von den heftigen Steigungen platt gemacht, die sich etwa zwei Kilometer weiter vor mir auftürmen. So was hab ich selbst auf den verrückten Bergpisten in Kirgistan noch nicht gesehen (jedenfalls nicht so oft :)). Die “Straße” geht steil nach oben und dann wieder senkrecht bergab. Dann wiederholt sich das ein paar Mal. Die Kurven sind sehr spitz und der Belag - falls vorhanden äußerst brüchig.

Ich quäle mich die erste Steigung hoch, muss zwischen drin verschnaufen, und fahre anschließend in die Arme eines Mannes, der oben auf der Kuppe mit breitem Grinsen auf mich wartet. Mit einladenden Armbewegungen deutet er mir an, dass ich doch bitte mein Rad auf die Ladefläche heben soll. Er fährt mich bis zum Strand, dort hat er auch freie Zimmer… wenn ich möchte.

Anfangs protestiere ich noch, irgendwie geht mir das zu schnell und ich hab ja Zeit! Dann lasse ich mich aber doch von seinen stichhaltigen Argumenten erweichen. Er mag für den Transport kein Geld und deutet mir nochmal eindrucksvoll an, wie schlecht die Straße wird. Ich kann mich ja immer noch auf dem Rückweg quälen, wenn ich so scharf drauf bin.

Wie gut, dass ich meinen Stolz (und meine Angst vor dem Unbekannten) überwunden habe, denn die Strecke ist mehr als abenteuerlich.

Völlig verstaubt und durchgeschüttelt komme ich fünft eindrucksvolle Kilometer weiter an seiner Bungalow-Siedlung an. Der Preis für die Hütte ist fair und ich ziehe mich nach erneuter Dankesbekundung zurück, um kurz darauf mit gezielten Angriffen auf die Speisekarte zu kontern.

Die kommenden Tage vergehen wie im Flug. Der Tagesinhalt beschränkt sich dabei konsequent auf

  • Aufstehen
  • Frühstücken
  • zum Strand schlendern
  • Baden
  • Mittag essen
  • Baden
  • Mittag essen
  • Trocknen
  • Sonnenuntergang gucken
  • Abend essen
  • Schlafen

Zuerst ist mir dieser Ablauf völlig zuwider und ich habe echte (!) Schwierigkeiten mit dem “Nichts-tun”. Eine kleine Erkundungstour mit dem Rad verstärkt meine Befürchtungen sogar noch: Es gibt hier außer Strand, Meer und Urwald NICHTS weiter zu sehen… das Denkmal ist – nuja – langweilig. Ich eingekesselt von spitzen Bergen, fernab der Zivilisation… Panik oder “Ab-Chillen”? Ich akzeptiere meine Lage und am zweiten Tag geht es mir schon viiiiel besser.

Am Strand gibt es tolle Thai-Massage unter Palmen und mit natürlicher Meditationsmusik: leichter Wellengang und Vogelgezwitscher begleitet meine Folter. Sagenhaft, was die alles mit einem anstellen. Bildlich: ok… sie stehen jetzt auf meinem Oberschenkel!? Die Massage geht tief und entspannt genau richtig. Am nächsten Tag habe ich leichten Muskelkater.

Beim Abendgetränk treffe ich auf interessante Menschen aus aller Welt. Mein Rad ist und bleibt eine Attraktion. So was hat man hier noch nicht gesehen (die meisten fahre mit dem Schnellboot, Motor-Roller oder Sammeltaxi an).

Dennoch: nach fast einer Woche langt´s mir dann doch. Außerdem treffe ich am Wochenende Ralph in Bangkok. Da muss ich so langsam mal wieder in die Puschen kommen. Morgen geht es zurück aufs Festland!


Ort: Long Beach Resort, Thailand GPS: 11.986721992492676, 102.39899444580078