Freitag, 5 Februar 2010#

Wie man sich bettet

​4. bis 5. Februar

Endlich reiße ich mich von Phnom Penh los!

Die Fahrt durch die Stadt ist laut, heiß und rasant. Wie erwartet säumen außerhalb der Stadtgrenzen weite Felder den Wegesrand. Keine Spur von Schatten. Die Sonne kann volle Kraft senkrecht auf meinen Kopf einwirken.

Die Strasse Nummer 4 ist schmal, stark befahren und laut, aber in gutem Zustand. Die ersten 70 Kilometer rollen gut - auch ohne Frühstück.

Als dann aber auch im dritten Anlauf nichts essbares auf meinem Tisch steht, werde ich dann doch ungehalten. Eine Nudelsuppe oder andere gehaltvollere Mahlzeiten sind selbst nach hartnäckigem Nachfragen (mit Hand und Fuss) Fehlanzeige.

Statt dessen stehen irgendwelche Innerei-Eintöpfe zur Auswahl, die in der Hitze vor sich hin gedeihen. Angesichts der Temperaturen verzichte ich auf alle Experimente und versuche meine Energiespeicher mit Lychee-Wasser und der bestens bewährten Sprite aufzufüllen.

Gegen 14 Uhr bette ich mich unter einem Baum zum Mittagsschlaf. Doch schon eine halbe Stunde später schrecke ich hoch. Jemand spricht mich mit einer stimmbrüchigen Stimme an. Verdammt!

Es ist der Junge, der mir schon seit einigen Kilometern mit dem Moped “folgt” und mir vom ersten Augenblick unsympathisch ist. Immer wieder überholt er mich mit seiner ollen Knatterkiste und glotzt mich dabei dumm-grinsend an. Dann wartet er im Schatten des nächsten Baumes, bis ich an ihm vorbei fahre. Dann fängt das Spiel wieder von vorne an und geht mindestens sechs Mal. Ich weiß manchmal wirklich nicht, was in den Köpfen mancher Menschen steckt…

Nun hat er sich angeschlichen und versucht mit mir ein Gespräch anzufangen. Wer mich beim Mittagsschlaf stört braucht gute Gründe und er hat keine. Er brabbelt irgendwas (wahrscheinlich den selben, unverständlichen Mist, wie alle anderen).

Ich ignoriere ihn und schließe wieder die Augen. Oder Moment mal: was hat er gesagt? “Do you want to … fuck?” Hab ich mich verhört?

Langes Schweigen. Dann wagt er noch einen Versuch. Meine Ohren sind trotz der Huppenetration offenbar noch recht gut und ich habe recht mit meiner Vermutung. Ich setze mich auf, schaue ihn böse an und versuche ihn wegzuscheuchen. Er ist hartnäckig und bleibt stehen. Angenervt fahre ich weiter. Er bleibt noch eine Weile dort stehen und knöttert dann zurück. Was war denn das bitte?

An jeder Ecke stehen hier Hinweistafeln, die darauf aufmerksam machen, dass “Sex mit Kindern” - natürlich auch in Kambodscha - verboten ist. Bei Sichtung eines solchen “Pärchens” soll man eine Nummer anrufen. Zivilcourage wird verlangt.

Irgendwann komme ich in eine Stadt (Stadtschilder gibt es keine) und biege auf die Nebenstrecke ab, in der Hoffnung, die Straße Nummer 48 zum Hotel erwischt zu haben. Das Hotel ist tatsächlich wenige Meter weiter ausgeschildert: Fahren Sie bei der zweiten Brücke rechts ab.

Ich tue wir mir befohlen und folge der ruhigen Straße. Es wird deutlich entspannter. Die Abendsonne legt ihr sanftes Licht über die grünen Felder und es wird bergiger. Als ich bei der zweiten Brücke ankomme, stehen tatsächlich schmucke Häuser am Wegrand. An einem Kontrollposten frage ich nach dem Preis: 50 Dollar für eine Übernachtung. Der Beamte erklärt mir, dass weiter oben noch ein günstigeres Hotel sei und ich fahre weiter.

Nun geht es steil bergan. Mein Trikot und die Handschuhe sind so nass, als wäre ich damit geschwommen. Um mich herum flirrt und schwirrt es wieder. Toll! Irgendwann kann ich nicht mehr und hänge an einer kleinen Holzhütte am Wegrand mein Moskitonetz auf.

Die Nacht ist sehr laut und unruhig. Meine Sachen bleiben nass und das Netz müsste viel höher hängen… so verheddere ich mich immer wieder darin und ziehe es weg.

Irgendwann schlafe ich dann doch - praktisch ohne Mückenschutz - ein und wache um kurz nach 6 Uhr wieder auf. Ich bin sehr zerknautscht, aber dennoch froh, dass die Nacht vorüber ist. Mückenstiche habe ich keine. Dafür aber allerhand Ameisenbisse, denen das Authan offenbar egal ist.

Erinnerungen an die letzte große Fahrt in den chinesischen Bergen kommen hoch. Nur diesmal ist es knuffig warm. Selbst in der Nacht kühlt es kaum ab und ist mindestens genauso schwül wie am Tag.

Nach weiteren steilen Kilometern erreiche ich besagtes Hotel, an dem ich bis zum Gipfel vorbeifahre. Am Gipfel endet die Straße und ich genieße den Blick ins Tal. Das Naturschutzgebiet ist wirklich toll!

Da es keine weiterführende Straße gibt, kehre ich um und fahre über die 4 weiter nach Sre Ambel. Dort soll es laut Karte auch ein Hotel geben.

Bilder: https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157623262644615/


Ort: Kampong Speu, Kampong Speu, Cambodia GPS: 11.541525840759277, 104.3006820678711