Dienstag, 2 Februar 2010#
Eier Eier Eier
2. Februar 2010
Noch nie habe ich mich vor, nach und während einer Mahlzeit so ekelhaft und mies gefühlt:
Glücklich und übervoll mit Eindrücken aus Angkor komme ich nach Phnom Penh zurück.
Der Bus hält in der Nähe vom Flussufer. Das Guesthouse ist mir zu weit weg, also suche ich mir eine Unterkunft in der Nähe.
Bei der Suche werde ich von Manfred abgefangen. Er betreibt in Phnom Penh ein Restaurant und lädt mich zu ihm an den Tisch ein.
Ich akzeptiere meine Skepsis für solche Einladungen, sehe aber kein Risiko und setze mich zu Christian und Willi. Der Kartoffelsalat mit Nürnberger Würstchen schmeckt lecker und die Gespräche sind kurzweilig.
Mein Namensvetter Christian zeigt mir anschließend noch sein Lieblings-Pub um die Ecke. In angenehmer Atmosphäre quatschen wir uns fest, bis sich um kurz vor Mitternacht ein mächtiger Hunger bei mir breit macht.
Verzweifelt suche ich auf der Straße nach einem Imbissstand. Nichts! Alle packen entweder schon ein oder sind bereits abgezogen. Ich wünsche mich spontan nach China zurück.
Mit etwas Glück erhalte ich dann doch noch ein hartgekochtes Ei. Die Bedienung vom Pub lacht laut auf, als sich mich damit sieht und fragt mich mit sonderbarer Miene, ob ich das wirklich lecker finde.
Ich sage: na klar! Ich mag Eier und danke ihr für Teller, Salz und Pfeffer.
Gespannt starren sie mich an. Ich werde etwas unsicher und frage, was es denn mit dem Ei auf sich hat.
Sie erklärt, dass ich eine kambodschanische Spezialität in den Händen halte: ein halb ausgebrütetes Enten-Ei.
Schlagartig ändert sich mein Hungergefühl. Ich spüre, wie sich mein Magen zusammenzieht. So was hatte ich zuletzt im Bio-Studium gesehen. Undenkbar, das auch noch zu essen!
Ich mag plötzlich nicht mehr. Mein Hunger ist weg, war nie da und beschämt versuche ich, der Bedienung das Ei zu schenken.
Beleidigt schnauzt mich die Bedienung spaßhaft, aber bestimmt an, und öffnet mir das Ei letztendlich ohne mit der Wimper zu zucken.
Sie schlägt dabei mit dem Messer die Schale kaputt, worauf braune Flüssigkeit austritt. Dann plumpst ein kleiner Klumpen auf den Teller. Ekelhaft. Da sieht man ja schon alles! Ich kann das so nicht essen!
Alles rebelliert und meine Abmachung, alles wenigstens einmalzu probieren, was mir auf den Tisch kommt, schlage ich vehement aus. Pfeif doch drauf! Merkt doch eh keiner.
Letztendlich überwiegt doch die Neugier beziehungsweise der Gruppenzwang. Zaghaft zerteile ich den Klumpen erstmal grob und trenne das kopfähnliche vom Rest. Alles was mir zuwider erscheint, bleibt auf dem Teller. Der Rest wird geschluckt.
Es ist so wie damals beim ersten Gang auf das Zehnmeterbrett. Hoch ist recht einfach, doch dann - spätestens wenn man über die Plattform runter aufs Wasser schaut - kommt das Muffensausen. Die Beine werden klein und alle Augen sind auf den Turmspringer gerichtet. Wieder runter gehen ist DAS SCHLIMMSTE! Und so springt der erste klitzekleine Happen letztendlich dann doch auf den Löffel und - nach letzter Prüfung - schließlich in meinen Mund.
Schmeckt und riecht wie… normales Ei, wenn da nicht diese kleinen Splitter (Knochen) wären. Der Schnabel? Die Zehen? Oh Gott! Ich brech’ gleich ins Essen. Weg mit diesen Gedanken!
Irgendwann habe ich genug probiert. Das schlimmste daran: Jetzt ist mir schlecht UND ich habe noch größeren Hunger!
Als das Pub schließt, ziehen wir uns zurück ins Hotel, wo wir bis zum Sonnenaufgang auf dem Balkon sitzen und die Ruhe genießen.
Ort: Phnom Penh, Phnom Penh, Phnom Penh, Cambodia GPS: 11.550000190734863, 104.91666412353516