Sonntag, 29 November 2009#
Das große Fressen - Guangzhou zeig mir Deine Küchen!
27. bis 29. November
Bilder: https://www.flickr.com/photos/christian-trabold/sets/72157622786987681
Die Stadt ist hektisch aufgekratzt - vor allem die Luft kommt mir sehr viel schmutziger vor, als in allen bisherigen Städten. Sie ist direkt spürbar, drückt und dampft, legt sich um einen. Wie eine Tiefgarage im Hochsommer.
Auch akustisch ist einiges los: es wird wieder gehupt, was die Tröte hergibt, viele Baustellen lärmen (auch nachts). Da heißt es entweder “dagegen halten” oder “Öhrstöpsel einlegen”.
Mein kurzer (mehrstündiger) Trip vom Ufer durch die Stadt führt mich durch die Einkaufsmeile im Zentrum. Die Schildergasse in Köln ist dagegen - selbst am aller aller letzten Samstag vor Weihnachten - ein WITZ. Ich hab so was noch nie gesehen und bin froh, als ich wieder draußen bin.
Die U-Bahn ist - vor allem durch den direkten Vergleich mit Hong Kong - schmerzhaft eng und der Ticket-Kauf unverständlich und umständlich. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht…
Insgesamt ist alles herrlich chaotisch und mit einer Prise Humor und Gelassenheit kann ich das für ein paar Tage aushalten. Doch wehe der Magen knurrt! Daher verbringe ich die restliche Zeit mit der Erkundung kulinarischen Leckerbissen:
Am Freitag Abend gibt es Seafood. Das Restaurant liegt direkt am Perlfluss-Ufer und bietet einen guten Einblick in das Nachtleben.
Die Gerichte können nach Wunsch zusammengestellt werden. Dazu geht man mit der Kellnerin an großen Wasserbecken und Käfigen vorbei und zeigt dann auf den gewünschten “Inhalt”. Von Muscheln, über Seeschlangen bis hin zu größeren Vögeln ist alles dabei. Als Snack kann man scharf-eingelegte Skorpione oder Schlangenhälften erhalten.
Am Samstag finden wir unweit vom Ufer ein deutsches Restaurant. Bei einem guten Maß Bier und deftiger Küche gedenke ich der Momente, als ich mit Noel in der Wüste diesen Moment herbei gesehnt hatte. Und jetzt bin ich hier, halte das Maß in der Hand, esse Fleischpflanzerl und Wiener Schnitzel. Unglaublich.
Sonntags erhalte ich eine weitere Lektion und genieße mittags Gutes aus der kantonesischen Küche - ein Traum! Das hoch gelobte - weil so abwechslungsreiche - Essen aus Sichuan (http://en.wikipedia.org/wiki/Sichuan_cuisine) erscheint mir dagegen recht plump.
Um Missverständnisse vorzubeugen: Das Essen in Sichuan schmeckt mir sehr gut! Meist überwiegt dort jedoch die Chilli-Schärfe. Bei den hiesigen kantonesischen Gerichten wusste ich zum Beispiel gar nicht recht, wo die Schärfe herkommt. Es ist noch mehr ein Spiel mit den Geschmacksknospen. Ein Tanz auf der Zunge.
Das Abschiedsmahl: ein kleiner Sushi-Snack.
Das war’s dann aber mit der Völlerei!
Morgen geht`s zurück nach Emeishan und dann über die Berge nach Kunming. Ich rechne mit eingeschränkter Versorgung und einem extra-harten Streckenprofil. Die paar Extrapfunde, die ich hier gesammelt habe, werden dann wohl wieder dahinschmelzen.
Ein weiterer Vorteil einer Radreise: man kann völlig ungeniert über die Stränge schlagen, sofern man die Kalorien danach wieder auf der Straße ablegt.
Ort: Guangzhou, Guangzhou, Guangdong, China GPS: 23.1555118560791, 113.2086181640625