Montag, 3 August 2009#

Gutes Gewittergefühl#

Gute vier Stunden dauert es, bis ich meine Quittung für mein Zimmer erhalte. Die gute Dame von der Rezeption weigert sich beharrlich, mir die Quittung ohne Registrierung zu geben.

Hierzu muss man wissen, dass man sich in Russland binnen drei Tagen registrieren muss, wenn man an einem Ort verweilt. Da das bei mir jedoch nicht zu trifft, brauche ich keine Registrierung. Bei allen anderen Gastinizas war das auch überhaupt kein Problem. Nur heute ist der Wurm drin.

Ihre Kollegin macht die Situation mit ihrem hysterischen Lachen noch eine Spur schlimmer.

Dank einer jungen russischen Frau, die sehr gut Deutsch spricht und übersetzt, klärt sich das ganze dann auf und ich kann endlich losfahren.

Ich fahre lange mit Rückenwind auf wunderbar ausgebauten Strassen ohne ein Auto zu sehen. Das erste Auto hält auf einem Feldweg inmitten riesiger Kornfelder neben mir.

Nachdem ich dem Fahrer mein Ziel erklärt habe, erfahre ich, dass ich mich total auf dem Holzweg befinde. Der Weg führe seiner Meinung nach nicht dorthin und ich solle besser umkehren.

Also geht es die schönen Kilometer zurück. Diesmal mit Gegenwind und Steigungen.

Der gesuchte Weg entpuppt sich als wahre Feldautobahn. Der Untergrund ist so festgefahren, dass er sich sogar besser fahren lässt als die Strasse! Der Rückenwind treibt mich wie auf einer Holzachterbahn durch die Felder (Holzachterbahn weil genauso sanft und rasant, wie im Heidepark).

Der weite Blick über die Felder zeigt eine dunkle Wolkenfront, in der sich riesige Blitze tummeln. Ich bleibe stehen und beobachte. Wie gut dass der Rückenwind das Unheil vor mir hertreibt, denke ich, als ich bemerke, dass sich der Wind gedreht hat.

Der Donner kommt immer näher und die Luft verdichtet sich, wie ich es aus den vorherigen Gewittern kenne. Eine ganz tolle, eigenartige Stimmung. Dennoch mag ich diesmal trocken bleiben und suche in der Weite krampfhaft nach einer geeigneten Stelle.

Bei der Platzwahl heisst es Abwägen zwischen Blitzgefahr und Unterschlupf vor ungewolltem Besuch. So finde ich ein paar Kilometer entfernt eine schöne Baumgruppe mit innenliegender Rasenfläche.

Dort baue ich in Rekordzeit mein Zelt auf, schmeisse die Taschen unter die Plane und sammle schnell noch trockenes Holz. Kurz darauf prasseln schon die ersten kräftigen Tropfen herunter und ich bin angenehm abgekühlt, als ich mich ins Zelt verkrieche.

Zufrieden geniesse ich mein Abendbrot und schlafe inmitten von Grillengezirpe und leiser werdendem Donnergrollen ein. Genau richtig reagiert!


Ort: Tsimlyansk, Tsimlyansk, Province of Rostov, Russia GPS: 47.64310836791992, 42.09458541870117