Freitag, 24 Juli 2009#

Wiedersehen macht Freude#

Nach der kurzen Zwischenmahlzeit im WiFi-Cafe beschließe ich, den Hafen Port Krim aufzusuchen. Von dort setzt eine Fähre alle zwei Stunden nach Russland über.

Die Strecke dorthin zieht sich ewig. Zahlreiche Russen heizen an mir vorbei. Es ist kurz vor halb acht. Offenbar geht noch eine Fähre. Ob ich sie noch bekomme?

Ich trete mit letzter Kraft gegen die letzten Krim-Hügel und komme mit hochrotem Kopf doch noch im Hellen am Port Krim an.

Dennoch erscheint mir die Aktion äußerst planlos. Denn selbst wenn ich die nächste Fähre erreichen würde, käme ich am andern Ufer nachts irgendwo in Russland an. Meine Karte zeigt keinerlei Städte, Hotels oder Campingplätze in Reichweite.

Schon aus der Ferne sehe ich die lange Schlange vor einem Häuschen, der ich mich erwartungsvoll anschließe. Die Leute gaffen mich an, tuscheln und laufen um mich herum, um ihre Warterei abzukürzen. Ich versuche derweil, möglichst selbstbewusst aus meinem Wasserbeutel zu trinken, denn ich bin durch die Pizza sehr durstig.

Ich habe keine Ahnung, wie hier der Hase läuft und hoffe einfach, dass alles gut geht. Über dem Häuschen steht “Kassa” - ein Lichtblick. Außerdem laufen viele Grenzbeamte herum und innen sieht es nach Passkontrolle aus.

Leider ist die Eingangstür so schmal, dass ich Zweifel habe, mit dem Rad einfach so durchzukommen. Ich sehe den riesigen Akt wieder vor mir, wie ich Rondolf durch die Eingänge quetsche. Die Welt ist einfach nicht für Radreisende ausgelegt.

Als ich so auf den Eingang starre und mir den optimalen Einfallswinkel fürs Rad überlege, schlendert eine mir bekannte Gestalt aus dem Gebäude.

Es ist der dänische Fahrer des roten VW! Überglücklich begrüßen wir uns. Er wollte den Port auch vorab erkunden und hat schon einige Tipps gesammelt. Man muss sich zuerst ein Ticket in der Kassa kaufen. Erst dann ist es sinnvoll, sich in der Schlange für die Passkontrolle anzustellen. Plötzlich ist alles klar und einfach.

Nach Rücksprache mit seiner Frau laden wir Rondolf erneut ins Auto und suchen zusammen ein Nachtquartier.

Solche Momente sind sehr schwer zu beschreiben. Der wahnwitzige Entschluss, zum Hafen zu fahren, die Schweißperlen auf den letzten Hügeln, der Verzicht auf eine weitere Rast vor dem Hafen… alles ergibt auf einmal wieder Sinn und erscheint richtig und leicht.

Nach langer Suche im schwülen Kerc finden wir ein Hotel. Beim Abendessen beschließen wir, die Grenze zu dritt zu überqueren.

Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen und ich gehe zuversichtlich ins Bett. Zu dritt meistern wir den Grenzübergang mit Sicherheit!


Ort: Керч, Kercz, AP Крим, Ukraine GPS: 45.36408233642578, 36.413639068603516