Dienstag, 16 Juni 2009#
Brünn war schlümm#
Ihr Lieben, ich bin geknickt.

Die Fahrt nach Brünn war schön, aber bereits die (lang herbei gesehnte) Ankunft in der Stadt war, als hätte mir jemand in den Bauch geboxt. Sengende Sonne vermischt mit Frittenfett und Autoscooter, dann eine halbe Ewigkeit an der stark befahrenen Strasse entlang zum Zentrum.
Als ich in die Innenstadt komme, trifft mich dann endgültig der Schlag. Es ist noch heisser, extrem stickig und brechend voll. Zudem bin ich total unterzuckert und das Blut sackt mir mit einem Mal in die Beine.
Kreidebleich schlurfe ich - zombie-artig - durch die engen Gassen auf der Suche nach einem Schlafplatz.
Mit Schrecken stelle ich fest, dass es weit und breit nur Vier-Sterne-Hotels gibt. Keine Pension, keinen Camping-Platz. Die Preise gehen von 2000 Kc aufwärts (fast 100 EUR).
Verzweifelt flüchte ich mich in einer Art Übersprungshandlung in einen Kartenladen und kaufe mir Radkarten von Krakau bis zur Ukraine… Aber auch danach habe ich noch keine Unterkunft.
An eine Weiterfahrt ist nicht zu denken, also kehre ich in eines der nächsten Etablissements und lasse die erniedrigenden Blicke an mir abprallen. Es ist tatsächlich das erste Mal, dass ich mit abwertendem Blick “empfangen” werde.
Freundlichkeit wird hier winzig klein geschrieben. Ich erkenne sie während meines gesamten Aufenthaltes in dieser Stadt nicht.
Das Hotel, in das ich dann einkehre, ist ein Hohn, den ich auch am heutigen Tag noch nicht ganz verkraftet habe.
Ich bezahle 2090 Kc für ein schäbiges Zimmer - mit direktem Blick auf die Baustelle gegenüber, die mich nebenbei bemerkt pünktlich um kurz nach 7 Uhr aus dem Schlaf holt. Als ich mich duschen möchte, werde ich erstmal mit dunkelbraunem Wasser begrüsst. Ebenso beim Zähneputzen.
Das Bett ist noch muffiger als das Zimmer und ich kann mir gut vorstellen, wie hier einst Spitzel und Spitzelinchen ihr Stelldichein gaben.
Mein Plan, diese Frechheit spätestens beim Frühstück zu rächen wird offenbar vom Hotelmanagement durchschaut, und so gibt es zu dem bescheidenen Buffet vom Personal weder ein Echo zu meinem “Dobre den!” (Guten Morgen) noch frisches Besteck oder irgendeine sonstige emotionale Regung.
Alles in allem eine recht ernüchternde Angelegenheit.
Nach 15 Kilometern verlasse ich Brünn auf dem hervorragend ausgebauten Greenways-Weg “KRAKOW-MORAVIA-VIENNA” und fahre gemütlich Richtung Blansko.
Mein heutiges Ziel ist Sloup, wo ein Campingplatz eingezeichnet ist.
Ort: Brno, Brno, South Moravia, Czech Republic GPS: 49.19097900390625, 16.611534118652344