Mittwoch, 3 Juni 2009#
4-Sterne Stechmücken, super Sonnenschein und viel Wind#

Endlich wieder radeln. Die Nacht war kurz und geprägt vom spannenden Hörbuch, einer summenden Stechmücke und deren juckenden Saugstellen. Ich finde es erstaunlich, dass das gerade im teuersten Schuppen meiner Reise passiert (im Zelt hatte ich die kleinen immer fein draußen gehalten).
Mit ordentlich Rückenwind sause ich gen Osten Richtung Brno. Beim Frühstück erfahre ich, das in der Nähe das Städtchen “Nepumuk” liegt. Kindheitserinnerungen kommen hoch “Hallo Spencer” und ich würde gerne ein Bild von dem Städtchen machen. Vielleicht treffe ich ja auch Kasimir? Leider liegt es nicht auf meiner Route.
Schnell finde ich eine Radwegnummer, der ich mich anvertraue. Das Streckenprofil ist gewohnt hüglig. Dank Ruhetag überhaupt kein Problem.
Was mich heute viel mehr nervt ist: ich merke immer öfter, dass meine Landkarte überhaupt nicht für Radtouren geeignet ist! Die meisten Orte, die auf den Radschildern stehen, sind nicht auf meiner Karte zu sehen. Dafür bekommt man eine gute Übersicht über Tschechien und die Slowakei - zudem noch in der Landessprache - weshalb ich mich für diese Karte entschieden hatte.
In der Praxis erweist sich die Karte als Flopp und landet fast im nächsten Mülleimer. Sie erlaubt höchstens ein grobes Anpeilen der größeren Städte, was aber durch die völlig andersartig vernetzten Radwege eher verwirrt. So verlasse ich mich auf Kompass und Instinkt, was sich als sehr viel präziser herausstellt.
Es wird eine sehr abwechslungsreiche Fahrt durch Feldhügel mit extremen Fernblick - ich meine gar die Spitze vom Steffl erspäht zu haben ;) - über tiefe Wälder mit Flussüberquerungen und Schmodderwegen.
Auch die Adrenalinrampe “LKW Landstraße” ist wieder dabei: 16-20% Steigung - ich klebe mit meinem vollgepackten Rad auf der Stelle. Anstatt Standstreifen geht’s diesmal direkt abwärts in den Graben und schon der Wind von den entgegenkommenden LKW ist so intensiv, dass ich mit dem Lenker feinfühlig ausgleichen muss. Zum Glück überholen mich nur PKW.
Nur damit ihr wisst, dass ich das nicht einfach so mache: es führt tatsächlich eine Radwegnummer auf diese Straße.

Diese Anstrengung hat einige Energie gekostet und so langsam sehne ich mir das Ziel herbei. Laut Plan und Gefühl müsste ich dort auch in Kürze ankommen, als ich an einem Wegweiser Nepumuk 2km" vorbeikomme.
Wie konnte das passieren? Ich ringe um Fassung. Völlig unterzuckert und mit schweren Beinen stelle ich mir vor, dass ich die ganze Zeit im Kreis gefahren bin. Am liebsten würde ich in der Erde versinken - oder besser noch: direkt heimfahren…
Auf meiner tollen Karte ist in der Nähe von Nepumuk ein Zeltplatz eingezeichnet. Ich fasse Mut und fahre nun doch nach Nepumuk. Dort ankommen, stelle ich nach einigen Minuten fest, dass keine der Umgebungsorte auf der Karte zu finden sind. Nicht bei dem Nepumuk, das auf der Karte ist. Ich begreife: Nepumuk hat einen Zwillingsbruder. Ich bin richtig und es kann weiter gehen.
Nach 93 Kilometern erreiche ich das Hotel “Panorama” in Solenice. Ich verleihe mir nach dieser Bergetappe das gepunktete Trikot und falle wie ein Stein ins Bett. Alles ist gut, Galaktika.
Ort: hotel panorama, Czech Republic GPS: 49.5442008972168, 14.17475414276123